Frühlingsgefühle in Schweden


 Roxette schreibt:

 

Weil es letztes Jahr im hohen Norden so schön war, ging es wieder nach Schweden in Urlaub. Dieses Mal im Frühjahr. Einiges dort oben kam mir bald sehr bekannt vor.

 

Es war Mitte Mai geworden. Meine Menschen wuselten den ganzen Tag durchs Haus, schleppten Sachen durch die Gegend und hatten kaum Zeit für uns. Da habe ich es schon gerochen: Es geht wieder in Urlaub. Und tatsächlich, am nächsten Morgen wurden wir noch bei Dunkelheit ins Auto verfrachtet und los ging die Fahrt. Viele Stunden später kamen wir am ersten Etappenziel an, und das kam mir sehr bekannt vor. Ja, es war wieder das hundefreundliche Hotel in Großenbrode, nicht weit von Fehmarn entfernt. Meine Menschen schienen allerdings nicht so begeistert, denn es war kalt und stürmisch. Abends waren wir noch an der Strandpromenade und ich wollte unbedingt auf die große Seebrücke hinauslaufen. Aber da hat Frauchen gestreikt und mich rüde zurückgezogen.

 

Am nächsten Tag waren wir dann wieder in Schweden und erreichten gegen Abend eine Stadt. Wir fuhren noch ein Stückchen weiter und bogen dann in eine kleine Ferienhaussiedlung ein. Da wusste ich Bescheid. Hier waren wir schon einmal. Das musste ich natürlich gleich kundtun und fing an zu singen. Merlin hatte natürlich wieder keine Ahnung, aber meine Menschen blickten mich ganz respektvoll an und waren voll des Lobes für meine super Gedächtnis. Ja, es war tatsächlich das Ferienhaus in Västervik, wo wir schon letzten Sommer waren. 

 

In Schweden war Vorfrühling. Die Luft war eher kalt und die Natur noch im Winterschlaf. Da bekamen meine Menschen erste Zweifel, ob es für einen Urlaub in Schweden nicht doch ein bisschen früh war. Merlin und mir war das egal, wir hatten ja unser wärmendes Fell. Wir freuten uns auf viel Wasser und Sand. Nachdem sich meine Menschen etwas aufgewärmt hatten, sind wir alle auf die große Terrasse und haben die Abendsonne genossen.



Am nächsten Tag ging es als erstes zum Badeplatz. Endlich wieder ins Wasser nach den langen Wintermonaten. War zwar noch etwas kühl, aber wenn man schwimmt und das Balli aus dem Wasser holt, wird einem schnell warm. Später wollten meine Menschen noch zu ihrem geliebten Hausberg. Ich habe mich gleich an die Spitze des Rudels gesetzt und dank meines phänomenalen Orientierungssinns fand ich die teils verschlungenen Pfade sofort wieder. Am Ende des Tages war Merlin vollkommen platt. Ich eigentlich auch, bloß habe ich es nicht gleich bemerkt. Aber irgendwann bin ich dann auch weggepennt.

 

Tags darauf war ich wieder fit und durfte meine Führungsqualitäten bei einer Wanderung ins Naturreservat Vindåsen erneut unter Beweis stellen. Natürlich fand sich auch wieder ein kleiner Strand, so dass Merlin und ich nach Herzenslust schwimmen und buddeln konnten. Gegen Abend ging es zu den Schären bei Flatvarp. Da war Merlin in seinem Element und hat vor Freude gejauchzt und gebellt. Die Felsen waren aber ganz schön glitschig und er ist mehrfach ins Wasser gerutscht. Danach sah er immer ziemlich bedröppelt drein. Ich habe mich da wesentlich geschickter angestellt. Nach einer Stunde waren meine Menschen komplett ausgefroren und so traten wir den Heimweg an. 

 

Mitte der Woche besuchten wir Västervik, bummelten durch die kleine Innenstadt und machten einen Abstecher zur Schlossruine Stegeholm. Meine Menschen waren an diesem Tag äußerst gut gelaunt, denn nun zog der Frühling mit Macht in Schweden ein. Gegen Ende der Woche entdeckten wir noch einen neuen Badeplatz hinter dem Hausberg, eine kleine Bucht in den Schären, wo man supertoll herumtoben und schwimmen konnte.



Am Wochenende ging dann schon wieder das Packen los. Was, sollte dieser tolle Urlaub schon zu Ende sein? Aber nein, wir fuhren nach Norden und bald wusste ich auch wohin. Wir waren wieder auf dem Weg zu dem genialen Ferienhaus in Fredön, direkt am Wasser. Als wir ankamen, sausten Merlin und ich gleich zum Wasser. Alles war noch da: der tolle Sandstrand, der große Bootssteg und natürlich die Ostsee. Unsere Menschen waren auch glücklich, empfing uns doch ein Tag mit fast schon sommerlichen Temperaturen.

 

Im Fredön gab es jeden Tag Frühsport für uns Hunde. Herrchen warf für Merlin Sand und für mich mein geliebtes Balli ins Wasser. Da gab es schon manchmal etwas Stress, denn ich werde leicht missmutig, wenn ich das Gefühl habe, Herrchen kümmert sich zu sehr um den Merlin-Bub. Anschließend bekamen wir unsere erste Mahlzeit und waren vollkommen zufrieden. Neben dem Sandfangen, seinem Lieblingssport, entdeckte Merlin auch wieder das Schwimmen. Er schwamm häufig große Runden um den Bootssteg und hatte dabei endlich auch seine Atemtechnik im Griff. Einmal schwamm er sogar den Schwänen nach, die bei uns in der Bucht wohnten. Doch da hatte er nicht den Hauch einer Chance.

 

Während unserer Zeit in Fredön haben wir auch wieder eine Wanderung ins Naturreservat Stendörren unternommen. Auf die kleinen Schären gelangt man nur über Hängebrücken, was für den Merlin wieder ein Graus war. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis er sich über die schmalen Brücken getastet hatte. Mir wurde das zu bunt. Also sprang ich ins Wasser und war so viel schneller am Ziel. Damit fing ich mir aber tadelnde Blicke meiner Menschen ein. 



Tags darauf ging es nach Mariefred und zum Schloss Gripsholm. Für uns Hunde war das ja eher langweilig. Tucholsky sagt mir einfach nicht viel. Der Höhepunkt für meine Menschen kam dann auf der Heimfahrt. Zum ersten Mal sahen sie einen Elch in freier Wildbahn. Da waren sie total aus dem Häuschen. Verständlich, denn sie waren vor unserer Zeit ja schon häufig in Schweden, ohne jemals eines dieser Tiere zu Gesicht bekommen zu haben.

 

Eine andere Wanderung ging gründlich schief. Wir besuchten das Naturreservat Janstorpsskogen. Anfangs war alles in Ordnung. Wir liefen durch einen dichten Wald, wo es viel zu schnüffeln gab. Dann machten wir Rast und plötzlich knallte ein Schuss. Da bin ich voll ausgetickt und in Panik weggerannt, geradewegs auf ein Pferd mit Reiterin zu. In letzter Sekunde konnte mich Frauchen einfangen, so dass nichts passierte. Von da an musste ich an die Leine. Meine Menschen fanden den Weg zurück nicht mehr und so stolperten wir durch den Wald. Ich zog die ganze Strecke wie wild an der Leine – ich wollte ja nur weg, egal wohin. Der Knall saß mir noch immer im Nacken. Herrchen hat nicht schlecht geflucht, als ich ihn durch das Unterholz zerrte. Erst als wir am Auto waren, habe ich mich langsam wieder beruhigt. Knallereien kann ich einfach nicht ab.

 

Am Wochenende purzelten in Schweden die Wärmerekorde. Es wurde fast 30 Grad warm, ein Novum für den Monat Mai da oben im Norden. Meine Menschen entdeckten wieder das Ruderboot, das zum Ferienhaus gehörte, und ruderten abwechselnd hinaus auf den Marsviken. Wir kannten das ja schon vom letzten Mal, aber wohl war Merlin und mir nicht, wenn sich einer vom Rudel entfernte. Einmal schafften es meine Menschen sogar, Merlin aufs Boot zu locken. Als sie dann aber losrudern wollten, sprang er in letzter Sekunde wieder hinaus. Mich würden keine zehn Pferde auf dieses schaukelnde Etwas bringen.



Eine Premiere gab es bei unserem Ausflug ins Naturreservat Marvikarna. Meine Menschen hatten mein geliebtes Balli im Auto vergessen. Also musste ich mich mit Stöckchen begnügen, die ich aber auch versiert aus dem Wasser holte. Ich war schon ein paar Mal geschwommen, als den Merlin-Bub der Ehrgeiz packte. Als Herrchen wieder das Stöckchen warf, schoss er ins Wasser, schwamm dem Stöckchen hinterher und brachte es brav zurück. Gegen den Jungspund hatte ich natürlich als «alte Lady» von elf Jahren keine Chance. Egal, Hauptsache er und meine Menschen waren danach happy.

 

Eine letzte Wanderung führte uns ins Naturreservat Simonberget. Es ging über schmale Waldpfade, die mit vielen Wurzeln durchsetzt waren. Da es vorher geregnet hatte, eine etwas rutschige Angelegenheit für meine Menschen. Dann ging es die Schärenfelsen hinauf. Oben erwartete uns ein toller Ausblick und einsetzender Regen. Die Felsen, die wir überqueren mussten, wurden immer glitschiger. Dann kam der Abstieg und es ging steil bergab. Ein Pfad war nicht zu erkennen. Meine Menschen wollten schon umkehren, als ich mutig die Felsen hinuntersprang. Nun blieb ihnen nichts anderes übrig, als mir zu folgen, den Merlin im Schlepptau. Als zuverlässige Rudelführerin habe ich natürlich den richtigen Abstieg problemlos gefunden, bekam aber wegen meiner Eigenmächtigkeit am Ende mein Fett ab.

 

Dann waren die drei Wochen Schwedenurlaub vorbei. Natürlich wieder einmal viel zu schnell. Merlin und ich haben jeden Tag genossen. Schwimmen, buddeln und ganz viel Zeit mit unseren Menschen. Mehr braucht ein Schäferhund nicht.

 

Die schönsten Bilder von diesem Schwedenurlaub findet ihr hier.

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